10 Vorteile des Handarbeitens
10 Vorteile, die das Handarbeiten mit sich bringt, los geht`s:
Meiner Erfahrung nach verhält es sich allgemein so: Entweder, man mag Handarbeiten. Oder man mag sie nicht. Dazwischen gibt es eigentlich nichts.

Und meist bleibt man ein Leben lang entweder das eine (begeistert) oder das andere (unbegeistert) – es sei denn, man kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr handarbeiten und muss es deswegen aufgeben. Aber dass man eines Tages plötzlich entweder die Lust am Handarbeiten verliert – oder gewinnt – das scheint doch eher selten vorzukommen. Oder?

Wir, die wir das Handarbeiten lieben, hinterfragen diese Liebe in der Regel nicht. Wir versuchen auch nicht, sie zu begründen – wir spüren einfach, dass Handarbeiten uns auf vielen Ebenen guttut.
Dennoch möchte ich hier noch ein paar Fakten zusammentragen, welche Vorteile das Handarbeiten noch so für uns mitbringt:

1. Stressabbau
Oft benötigen Handarbeiten sich wiederholende Bewegungen (z.B. beim Stricken, Häkeln und Sticken), was sich beruhigend auf uns und unser Gemüt auswirken kann.

Müssen wir uns dann (immer mal wieder) auf unsere Tätigkeit konzentrieren (z.B. auf ein bestimmtes Muster, eine Maschenabfolge), können wir dadurch unsere Alltagsgedanken hinter uns lassen, was unseren Geist wiederum erfrischt und entspannt.
2. Feinmotorik
Hantieren wir mit Nadel und Faden, dann tun wir auch etwas für den Ausbau und Erhalt unserer Feinmotorik. Auch unsere Fähigkeit, zu Koordinieren wird trainiert. Dies bietet in jedem Alter Vorteile, auch schon im Kindesalter, und ganz gewiss im Alter.

3. Geduld und Ausdauer
Handarbeiten können helfen, Stress abzubauen (s.o.) – sie können aber, gerade dann, wenn wir etwas Neues ausprobieren, kurzfristig in Stress und Frust ausarten. Wenn wir mal ganz ehrlich sind… Beispielsweise dann, wenn wir an einer Anleitung zu verzweifeln drohen und diesen einen Schritt immer und immer wiederholen müssen… Insofern: Handarbeiten kann auch eine Herausforderung für unsere Geduld darstellen, was wiederum unserer Ausdauer zugutekommt und uns gleichzeitig lehrt, unseren Umgang mit Frustrationen zu verbessern und Hürden zu meistern.
4. Fokussierung und Achtsamkeit
Dieser Aspekt ist für mich einer der Wichtigsten, wenn es ums Handarbeiten geht: Das völlige Eintauchen in mein Handarbeitsprojekt, bei dem ich in meinem Tun versinken und die Welt um mich herum (eine Weile) hinter mir lassen kann. Dieses Eintauchen („Flow“) und diese Konzentration auf den Moment, helfen uns, unseren Geist zu beruhigen und zu entspannen und unsere Achtsamkeit zu fördern.

5. Kreativität
Bis zu einem gewissen Grad, ist es sicher sinnvoll, sich beim Handarbeiten an Anleitungen und Muster zu halten- Doch sobald man etwas routiniert ist, kann man dabei seine persönlichen Kreativität einfließen lassen, in Bezug auf die Wahl der Farben, Materialien, Nadelstärken, Ausgestaltungen von Details etc.
Somit ist Handarbeiten auch eine Form, sich kreativ auszudrücken – gerade beim Puppennähen mag ich diesen Aspekt sehr: entsteht eher ein schmales oder ein pummeliges Puppenkind? Gleicht es jemandem, den wir kennen (ohne, dass wir das beabsichtigt hätten)?
Gerade hier ist es möglich, individuelle Designs und Projekte zu entwickeln, anhand von Augen- und Haarfarbe, Frisur, Gestaltung der Kleidung (vielleicht fließen innere Bilder, Kindheitserinnerungen etc. unbewusst ein), etc. Ein beglückender Prozess, wie ich finde.

6. Kulturelles Erbe
Apropos Puppennähen: Als einen weiteren wichtigen Aspekt des Handarbeitens empfinde ich darüber hinaus, dass viele Techniken des Handarbeitens lange Traditionen haben und damit auch zur Bewahrung kultureller Handwerkskünste und -techniken beitragen, und zwar weltweit (hier ein schönes Beispiel für traditionelle norwegische Strickkunst).
Das gilt natürlich nicht nur (aber auch!) für die Puppenmacherei nach Waldorfart, sondern beispielweise auch für Strick-, Stick- und Häkeltechniken mit all ihren regionalen Vielfältigkeiten und Besonderheiten!
7. Praktische Fähigkeiten
Die wenigsten von uns sind heute noch darauf angewiesen, sich die eigene Kleidung selbst nähen, stricken oder stopfen zu müssen.
Dennoch: Handarbeiten wie Nähen, Stricken oder Häkeln vermitteln nützliche Fähigkeiten, die wir im Alltag anwenden können – vielleicht nicht mehr, weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen.
Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an all` die Wolle-Seide-Bodys meiner Kinder und wie schnell dieses empfindliche Material löchrig wurde – wie gern hätte ich gewusst, wie ich diese Teile gut hätte stopfen können!
Es kann wohltuend (und natürlich nachhaltig, aber in manchen Lebensphasen auch schlicht notwendig) sein, Kleidungsstücke zu retten und weiter zu verwenden.
Auch ist es möglich und vielleicht von manchen von uns auch gewünscht, sich durch die praktischen Handarbeits-Fähigkeiten ganz individuelle Modelle zu erschaffen (hier ein immer wieder schönes Beispiel dafür. Und hier noch eines).

8. Soziale Interaktion
Handarbeiten können sehr verbindend sein! Wenn Menschen zusammenkommen, die sich für eine bestimmte Tätigkeit begeistern und diese gemeinsam ausüben – sei es zum gemeinsamen Strickabend, zum Näh-Wochenende oder zum Puppenkurs – entstehen oft eine besondere Stimmung, Verbundenheit und Verbindung. Kurzum: der Austausch mit Gleichgesinnten kann eine echte Bereicherung sein, von der wir lange zehren können.
9. Selbstbewusstsein stärken
Manche Handarbeits-Projekte können für uns eine echte Herausforderung darstellen. Umso schöner ist es dann, wenn wir uns dann durch diese Höhen und Tiefen durchkämpfen und es schaffen, unser Projekt fertigzustellen: Den ersten selbst gehäkelten Pullover. Oder die erste Waldorfpuppe, von der wir vielleicht nie gedacht hätten, dass wir dazu im Stande wären. Insofern können wir durch Handarbeiten auch das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten steigern, Selbstwirksamkeit erleben.

10. Nachhaltigkeit
Ich denke - ehrlich gesagt - nicht, dass Handarbeiten grundsätzlich nachhaltig ist (und auch nicht sein muss), so viel Ehrlichkeit muss sein... Aber: Wenn wir beispielsweise unsere Kleidung oder Socken stopfen, statt sie wegzuwerfen, wenn wir Kleidung umarbeiten und passend machen oder wenn wir z.B. aus einem Handarbeits-Projekt gleichzeitig ein Upcycling-Projekt machen (z.B. eine Patchworkdecke oder Puppenkleidung aus ausrangierter Kleidung nähen), dann wird Handarbeiten sehr wohl nachhaltig.

(Aus dem Ärmel eines Babybodys entsteht hier Unterwäsche für ein Puppenkind)
Mir spricht beim Handarbeiten, gerade auch beim Puppennähen, folgendes Zitat aus der Seele: "Tu was du kannst, mit dem was du hast, und dort wo du bist" - Theodore Roosevelt.
Denn oft denken wir, wir müssten erst noch einmal den perfekten Stoff, die perfekte Wolle, den perfekten Moment abwarten - und fangen nie an.
Doch wenn wir einfach das nehmen, was wir schon haben bzw. was leicht zugänglich ist - dann fangen wir nicht nur einfach an, dann wird Handarbeiten auch nachhaltig.
ABER: Bei aller Liebe - Handarbeiten MUSS nicht gleichzeitig auch noch nachhaltig sein. Handarbeit soll uns Freude bereiten und sollte nicht komplett überfrachtet werden mit Erwartungen und Ansprüchen. Trotzdem kann es ja nicht schaden, die nächste Puppe vielleicht einfach mal aus zwei gut erhaltenen Kindersocken zu nähen...
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