Fünf Tipps für dein erstes Puppen-Projekt!
Nicht selten höre ich, dass jemand so gern ein Puppen-Projekt starten würde, sich aber irgendwie nicht so richtig herantraut „an die ganze Sache“ – das finde ich sooo schade!
Deswegen habe ich im Folgenden fünf Tipps zusammengestellt, die dir helfen können, falls du zwar gerne würdest, aber doch so deine Zweifel hast, ob es auch dir gelingen kann, eine eigene Puppe zu nähen (Spoiler: ja, kann es!)

1. Vorbereitungen und Planung
- Bevor du dein Puppen-Projekt startest, empfiehlt es sich, dass du dir alle Materialien bereitlegst und dir dann einen Korb oder eine Schachtel vorbereitest, in dem/ der du alle Materialien und Werkzeuge wie Nähnadeln, Stecknadeln etc. bereitlegst. Dadurch hast du immer alles hübsch beisammen und musst deine Arbeit nicht durch unnötige Suchereien unterbrechen
- Dann ist eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung ausgesprochen hilfreich, die alle Arbeitsschritte verständlich erläutert, damit Unsicherheiten, Fehler und Frustrationen vermieden werden und du Freude an deinem Projekt hast.
- Hilfreich kann es auch sein, vorher zu überlegen, für wen die Puppe denn letztlich genäht werden soll: ist sie für ein kleines Kind/ Baby? Dann bietet sich eine Variante ohne Haare, dafür mit Mütze, an. Ist das Puppenkind eher für dich oder für ein älteres Kind? In dem Fall könntest du auch ein Modell mit Sandfüllung, langen Haaren und detailverliebter Kleidung anfertigen, da keine Verschluckgefahr o.ä. besteht.

2. Materialauswahl
Wenn du eine Stoffpuppe nach Waldorfart nähen möchtest, ist die Wahl der richtigen Materialien absolut essenziell.
Oder, anders gesagt: bei einigen Materialien solltest du unbedingt nur zum Besten greifen, bei anderen kannst du auch verwenden, was du vielleicht sowieso schon zu Hause hast. Konkret:
- Wähle für die Haut unbedingt hochwertiges Baumwolltrikot (günstige Varianten können aufribbeln, stark ausleiern und bekommen u.U. schnell „Knötchen“)
- Für die Füllung kommt meiner Meinung nach nur Schafwolle in Frage: ich habe, aus Interesse, auch mal Versuche unternommen, meine Puppen mit synthetischer Füllwatte, mit Bambus oder mit Kapokfasern zu füllen – doch keines der genannten Materialien konnte mich überzeugen: weder war es möglich, mit solchen Materialien die Puppen so fest zu stopfen, wie es mit Schafwolle möglich ist. Noch stellt sich dieses „Wärmegefühl“ ein, welches so charakteristisch für Waldorfpuppen ist (eine mit Schafwolle gefüllt Waldorfpuppe, die im Arm gehalten wird, erwärmt sich und gibt diese Wärme wieder zurück). Ich kann hier diese Produkte empfehlen (keine bezahlte Werbung)
- Auch der Kopf sollte unbedingt aus Schafwolle hergestellt werden, da nur diese die notwendige Dichte und Elastizität mitbringt. Ich verwende hier ausschließlich „Wolle im Band“ (keine bezahlte Werbung)
- Essenziell für das Anfertigen einer Waldorfpuppe ist auch Schlauchgewebe (z.B. aus dem Medizinbereich), doch dieses kann bei Bedarf auch durch neue, stabile Baumwollsocken ersetzt werden.
- Für die Haar ist besonders Mohair-Garn geeignet. Doch auch hier sind Varianten möglich: z.B. genähte Haare aus Teddyplüsch, Haare aus Sockenwolle oder auch eine fertige (Mohair-) Perücke aus dem Puppenbedarf.
- Auch reißfester Abbindefaden ist für eine Puppe nach Waldorfart unersetzlich, da mit diesem das Gesicht seine charakteristischen Züge bekommt.
Wenn es dir zu aufwendig ist, dir selbst die verschiedenen Materialien zusammenzusuchen, findest du in meinem Shop Materialpakete und DIY BOXEN.

3. Fertige zuerst den Kopf an und nimm‘ dir Zeit dafür!
- Meiner Meinung nach ist der Kopf das Herzstück einer jeden Puppe: eine Puppe kann noch so fest gestopft oder hübsch bekleidet/ frisiert sein: wenn der Kopf bzw. das Gesicht nicht harmonisch ist, dann sind Hopfen und Malz verloren… Daher: Fertige zuerst den Kopf an, bevor du den Körper nähst, dann hast du zum einen schon den schwierigsten Teil „hinter dir“. Und bist, zum anderen, motiviert, diesem deinen schönen Puppenkopf so schnell wie möglich einen Körper „zu verpassen“.
- Du kannst den Kopf bei Bedarf auch einfach mehrmals wieder von vorn beginnen, um Korrekturen vorzunehmen, nimm‘ dir hier die Zeit! Und wenn deine erste Puppe nicht den perfekten Kopf hat? Auch nicht schlimm: dann wird sie trotzdem liebenswert sein, denn sie wird deine ALLERERSTE Puppe sein!
- Bei der Kopfherstellung kommt es vor allem auf Stabilität und Symmetrie an, damit der Kopf einen stabilen Hals bekommt, welcher fest mit dem Rumpf verbunden werden kann.
- Ich persönlich sticke ein Gesicht nie dann auf, wenn ich schon müde bin, sondern widme mich dieser Aufgabe – bis heute – immer dann, wenn ich ausgeruht bin und die notwendige Ruhe und Muße habe (Das Gesicht aufzusticken ist nichts für „mal eben zwischendurch“. Im weiteren Verlauf des Puppennähens kannst du zwischendurch mal eben ein Bein stopfen oder ein paar Maschen an der Perücke häkeln, doch beim Kopf gilt: Muße und Ruhe sind hier unersetzlich.

4. Gesicht und Haare
· Traditionell werden dem Gesicht einer Waldorfpuppe nur sehr wenige Komponenten hinzugefügt: aufgestickte Augen, aufgestickter Mund und ggf. eine Nase.
- Daher ist es wichtig, dass diese wenigen Komponenten aussagekräftig sind; ich empfehle daher immer, die Augen mit einem DUNKLEN Stickgarn aufzusticken, um einen starken Kontrast zu erwirken (je dunkler die Hautfarbe, desto dunkler sollten auch die Augen sein).
- In der Regel hat eine Waldorfpuppe einen neutralen Gesichtsausdruck, daher ist auch der Mund eher klein und nicht eindeutig lachend oder traurig. Natürlich gibt es auch Puppen mit gefilzten Gesichtern mit sehr markanten Gesichtszügen – erlaubt ist, was gefällt!
- Häufig bestehen die Haare von Waldorfpuppen aus gehäkelten Perücken, meist aus Mohair-Garn bzw. Bouclé-Garn (das ergibt lockiges Haar). Es ist aber auch möglich, die Haare aus Wolle zu nähen: in meiner Anleitung Puppas LIEBLING zeige ich, wie das geht. Alle meine anderen Anleitungen enthalten Häkelanleitungen für Perücken und eine zusätzlich Nähanleitung für eine Perücke aus Teddyplüsch.
- Bei der Platzierung der Perücke ist es wichtig, diese nicht zu weit nach unten ins Gesicht zu ziehen (das kann schnell grimmig wirken), sondern erst einmal mit der Höhe des Haaransatzes zu spielen, bevor die Perücke schließlich am Kopf festgenäht wird.

5. Körper nähen und ausstopfen
- Alle Teile des Puppenkörpers (also Arme, Beine, Kopf und Rumpf) werden mit Hilfe des Schnittmusters auf das Baumwolltrikot aufgezeichnet.
- Anschließend werden sie auf der Nähmaschine mit einem Stich mit kurzer Stichlänge langsam und sorgfältig, entlang den Aufzeichnungen auf dem doppelt liegenden Trikot-Stoff gesteppt (aka genäht).
- Und erst DANACH werden die genähten Körperteile vorsichtig, mit Hilfe einer Stoffschere, knapp kantig ausgeschnitten, anschließend gewendet und gefüllt.
- Beim Ausstopfen des Körpers kommt es sowohl auf die richtige Technik, als auch auf die richtige Menge an. Alle Details dazu findest du in meinen Fotokursen. Wichtig ist: in so ein Puppenbein geht DEUTLICH mehr Wolle hinein, als du vielleicht annehmen würdest. Denn es ist – für Langlebigkeit und Formstabilität – wichtig, dass du dein Puppenkind SEHR FEST ausstopfst. Daher wiege ich meine Wollmengen immer genau ab, damit erziele ich die besten und gleichmäßigsten Ergebnisse.
- Außerdem ist es wichtig, dass du die Wolle immer nur in kleinen Häppchen, nach und nach, mit Hilfe eines Stopfwerkzeuges (aka Esstäbchens) in die Körperteile hineingibst. Und während du beispielsweise einen Arm auf diese Weise ausstopfst, kannst du ihn gleichzeitig ein wenig modellieren, damit er schön glatt (und nicht „klumpig“) aussieht.

Zusatz-Tipp
Lass‘ dir Zeit! Bei der ersten Puppe gilt tatsächlich: Der Weg ist das Ziel! Vielleicht fängst du erstmal mit einer kleinen Puppe an?! Denn dabei siehst du sehr schnell erste Erfolge! So oder so: Viel Vergnügen bei deiner Reise in die Puppenmacherei!